Frisches Fleisch

Frisches Fleisch

Es gibt sie tatsächlich: Ganz verschiedene Strömungen bei der Fütterung der Hunde mit rohen Nahrungsmitteln.

Bis vor Kurzem dachte ich noch: Rohfütterung ist gleich Barfen! Das stimmt so nicht!

Barfen:

Hierzu gibt es mittlerweile sehr viel Literatur. Nicht alle Bücher sind empfehlenswert. Gute Bücher gibt es z.B. von Swanie Simon, Dr. Vera Biber, Susanne Reinerth. Beim Barfen füttert man 70-80% Fleisch (inklusive 15% Innereien, 15% Knochen, 20% Pansen/Blättermagen) plus 20-30% Gemüse/Obst. Einige Barfer nutzen in den selbst zubereiteten Mahlzeiten auch Pseudogetreide. Gemüse und Obst wird primär roh verarbeitet oder getrocknet gefüttert. Es sollte püriert werden, damit es besser aufgeschlossen werden kann. Vorteile dieser Ernährung sind: Der Hundebesitzer hat die Kontrolle über die einzelnen Komponenten des Futters. Das ist besonders bei Allergikern und kranken Hunden wichtig. Die Fütterung ist gar nicht so aufwendig, wenn man auf getrocknete Waren zurückgreift. Eine Unterversorgung mit Vitaminen und Mineralien ist nicht zu erwarten, wenn man die Aufteilung des fleischlichen Anteils berücksichtigt und noch einige Ergänzungen (z.B. Öl, Ei, Algen usw.) füttert.

Rohfütterung nach Dr. Ian Billinghurst – Bones and Raw Food Diet:

Schon seit 20 Jahren empfiehlt Dr. Billinghurst 60-80% fleischige Knochen. Wobei seine Vorstellung von fleischigen Knochen sich eher am Hähnchen orientiert. Er verfüttert also nur Knochen, die von sehr viel Fleisch umgeben sind. Ideal fand er große Fleischbrocken direkt am Knochen, wie zum Beispiel bei Kaninchenvordervierteln. Er bevorzugt eine Art Trennkost, damit die einzelnen Stoffe aus der Nahrung besser aufgenommen werden können. Das bedeutet: Tage mit Fleischknochen, Gemüsetage, auch einmal einen Tag mit Kohlenhydraten oder Innereien. Verzichtet wird auf das Füttern von tragenden Knochen, wie z.B. Beine von Weidetieren. Einen sogenannten Futtereintopf hält Dr. Billinghurst für schädlich. Seiner Meinung nach wird damit der Hundekörper überlastet. Leider hat aber auch ihn der Kommerz eingeholt: Er verkauft jetzt in Australien auch Fertigbarf. Vorteile seiner ursprünglichen Fütterungsempfehlung: Durch den relativ hohen Knochenanteil ist keine Unterversorgung an Mineralien zu erwarten. Die Fütterung ist sehr abwechslungsreich und verfügt über alle Nährstoffe, die der Hund braucht. Auch diese Fütterung könnte man als Barfen bezeichnen.

Fütterung nach Juliette de Bairacli Levy:

Frau de Bairacli Levy fütterte auch roh. Sie gab aber im Gegensatz zum oben geschilderten Barfen relativ viel Getreide. Das kann damit zusammen hängen, dass sie primär Windhunde gefüttert hat. Diese kommen mit Getreide sehr gut klar. Aber auch bei ihr bestand die Hauptmahlzeit aus Fleisch und Knochen. Sie hatte in ihrem Wochenplan einem fleischlosen Tag und einen Fastentag. Sie begründete dies mit dem Handling in Zoos und mit der Herkunft des Hundes als Beutegreifer, der auch nicht jeden Tag ein Tier erlegt. Am Gemüsetag gibt es Milch, Eier, Quark, Getreide, Reis, gekochte Linsen. Außerdem arbeitete sie viel mit Kräutern bzw. mit selbst hergestellten Kräuterpillen. Fleisch wurde bei ihr nie eingefroren oder gekocht. Damit es haltbar blieb, wurde es vergraben. Sie hatte sehr viele große Erfolge bei kranken Tieren und wurde deswegen sehr geschätzt.

 

Die Prey-Methode oder auch prey-model-raw

Eine umstrittene, sehr rigorose Variante des Barfens: Der Hundebesitzer versucht ganze Beutetiere zu verfüttern. Hierbei wird primär Geflügel und Kaninchen genutzt. Eine tote Ziege oder ein totes Schaf in den Garten zu werfen, ist wohl eher gewöhnungsbedürftig. Es wird komplett auf pflanzliche Beilagen verzichtet. Rauhfutter bezieht der Hund über das Fressen von Fell. Auch pflanzliches Öl ist verpönt. Gefüttert wird höchstens Lachsöl, da der Anteil der Omega 3-Fettsäuren im Fleisch bei Masttieren sehr gering ist. Angeblich fehlt dem Hund bei dieser Fütterung nichts. Dazu gibt es weder wissenschaftliche Studien noch große Erfahrungswerte, da die Methode recht neu ist. Zweifel an dieser Fütterungsform entstehen durch Beobachtungen an Wölfen, die auch Beeren, Kot von Pflanzenfressern und Gras fressen. Außerdem haben neueste Forschungen belegt, dass der Hund eher in der Lage ist Kohlenhydrate zu verdauen. Seine Entwicklung hat sich also vom Wildtier entfernt.

Franken-Prey

Der Name kommt aus der Zusammensetzung von Dr. Frankenstein und dem englischen Wort prey=Beute). Es wird also die Beute aus einzelnen Teilen zusammen gestückelt. Eigentlich handelt es sich hierbei um ein Barfen ohne pflanzliche Anteile. Es werden große Fleischstücke und Knochen bevorzugt (also ähnlich wie Dr. Billinghurst). Ob die Hunde hierbei wirklich alle nötigen Nährstoffe erhalten, sei dahin gestellt. Man benötigt viel Wissen über den jeweiligen Vitamin- und Mineralstoffgehalt der einzelnen Futterstücke. Wie die Hunde mit dem geringen Rauhfaseranteil auf die Dauer klar kommen, wird die Erfahrung zeigen.

 

Dies sind die bekanntesten Richtungen, die es bei der Rohfütterung gibt. Wir erheben hier keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wie der jeweilige Hundebesitzer sich entscheidet, bleibt natürlich ihm selbst überlassen. Jede Fütterungsform hat bestimmt den einen oder anderen Vorteil, entweder für den Hund oder auch für den Besitzer.

Unsere Zusammenfasssung zu diesem Thema

Wir möchten keine toten Tiere im Garten liegen haben, schon gar nicht im Sommer. Auch sind wir der Meinung, dass der Hund kein Wolf mehr ist. Wenn man ihn als Nachfahren eines Beutegreifers sehen möchte, sollte man immer bedenken, dass diese Wildtiere nicht jeden Tag erfolgreich von der Jagd kommen. Eher das Gegenteil ist der Fall. Deswegen ist es sinnvoll, die Fleischmengen bei den Prey-Methoden genau zu betrachten. Nach vierzig Jahren Hundehaltung mit den verschiedensten Fütterungsmethoden sind wir aufgrund unserer Erfahrungen für eine gesunde, abwechslungsreiche Mischkost, wobei der fleischliche Anteil der größte ist. Die Fütterung sollte zum einzelnen Individuum passen. Vorlieben, Krankheiten und Rasse spielen dabei auch eine Rolle. Außerdem muss die Fütterungsform in den Alltag des Hundebesitzers integrierbar sein. Keine noch so angepriesene Methode wird lange durchgehalten, wenn der Halter des Hundes sich damit überfordert fühlt.