Willkommen zum zweiten Teil des Artikels über Vitamine. Die nächsten Fragen, die uns beschäftigt haben, sind folgende: Wie sind die Studien an Menschen über die Wirksamkeit von Vitaminen in Hinblick auf Krankheitsverhütung zu bewerten? Die Dosis macht´s? Ist die Ermittlung des Vitaminbedarfs für Hunde unter Umständen verfälscht, da man hierzu Hunde unter Laborbedingungen herangezogen hat?
Oft werden die Studien, die in Amerika, Europa und auch China mit Menschen gemacht wurden auch beim Hundefutter herangezogen, um gesundheitlichen Schaden oder Nutzen von vitaminisierten Rationen zu belegen.
Verschiedene Studien aus Amerika, Europa und China zeigten keine Wirkung der zusätzlichen Vitamine (immer synthetische Vitamine) andere hatten positive Effekte. Getestet wurde hier an gesunden Probanden. Dies würde die Vitaminisierung von Hundefutter unterstützen. So nach dem Motto: „Schaden kann´s nicht!“
Im Gegensatz dazu stehen zwei Studien aus USA und Finnland. Diese werden gerne von Gegnern der zusätzlichen Gaben von synthetischen Vitaminen erwähnt. Die beiden Studien haben aber im Gegensatz zu den anderen Studien andere Probanden. Hier wurden Risikogruppen (starke Raucher, Asbest-Arbeiter) zur Untersuchung herangezogen. Diesmal wurde eine negative Wirkung durch die Verabreichung von zusätzlichem Vit. E, Vit. A und Beta-Carotin festgestellt (höhere Sterblichkeitsrate, höhere Krebsrate). Bei beiden Studien ging diese nach einigen Jahren ohne zusätzliche Vitamine wieder auf Normalmaß zurück. Experten sind der Meinung, dass bei diesen Studien zu hohe Dosen der einzelnen Vitamine genutzt wurden. Das scheint richtig zu sein, da eine Studie an Frettchen, die Zigarettenrauch ausgesetzt wurden (die armen Tiere) bestätigt hat, dass eine kleine Dosis der oben genannten Vitamine sich als Schutz gegen Lungenkrebs auswirkte.
Wenn wir dies auf das Futter unserer Vierbeiner beziehen, kommen wir automatisch zur nächsten Frage: „Die Dosis macht´s?“
Offensichtlich können sich Vitamine positiv auswirken, wenn, ja, wenn die Dosis sich in einem vernünftigen Rahmen bewegt. Offensichtlich hat sich das bei den Trockenfutterherstellern auch schon rumgesprochen. Stichproben unsererseits haben ergeben, dass die Werte für Vitamin A und D lange nicht mehr so hoch sind, wie noch vor Jahren. Hier zeigten die Angaben auf den Packungen nach Umrechnung auf einen 20kg-Hund Ergebnisse im vertretbaren Rahmen. Sie waren zwar etwas höher als der tatsächliche Bedarf, doch erreichten sie lange nicht den toxischen Bereich. Bei den anderen Vitaminen sah das zum Teil ganz anders aus. Obwohl Vitamin E im Gegensatz zu den anderen fettlöslichen Vitaminen (Vit. A, D, K) relativ wenig giftig ist, ist auch hier Vorsicht geboten. Es kann unter Umständen zu Gerinnungsstörungen des Blutes führen. Wie sich ein dauerhaftes Überangebot dieses Vitamins auf die Gesundheit unserer Vierbeiner auswirkt, sollte über die Jahre beobachtet und auch wissenschaftlich ausgewertet werden. Auf der anderen Seite ist Vitamin E notwendig, besonders bei der Fütterung von Ölen, die viele Omega-3-Fettsäuren enthalten, da es eine antioxidative Funktion hat.
Die wasserlöslichen Vitamine (z.B. B-Vitamine, Vit. C) sind in der Regel auch in hoher Dosierung nicht giftig oder nur sehr wenig. Da tobt sich die Futtermittelindustrie auch richtig aus. Vitaminisierung weit über den tatsächlichen Bedarf des Hundes hinaus ist hier die Regel. Warum? Diese Frage konnte bis jetzt nicht eindeutig beantwortet werden.
Kommen wir noch kurz zu der Frage, wie die Bedarfswerte für Hunde entstanden sind.
Leider kann man davon ausgehen, dass die meisten Werte unter Laborbedingungen entstanden sind. Inwieweit diese auf Hunde in einem ruhigen, bekannten und geliebten Zuhause übertragbar sind, kann man schlecht sagen. Die Hunde sind bei diesen Studien bestimmt starkem Stress ausgesetzt gewesen und könnten höhere Mengen an Vitaminen benötigt haben. Auch die Fütterung (zum Beispiel mit Getreide) hat Einfluss auf den Bedarf an Nährstoffen. Über die Futterzusammensetzung der Tiere sind nur sehr schwammige Informationen vorhanden. Auch in der Doktorarbeit von Valerie Gertrud Senger zum Thema Vitamine und Antioxidantien wird darauf hingewiesen, dass die Bedarfszahlen differenzierter ermittelt werden sollten und die Lebensumstände (Krankheit, Alter usw.) mit einbezogen werden müssten.
Fazit:
Bei einer ausgewogenen naturnahen Fütterung ist kein Vitaminmangel zu erwarten. Viele Nährstoffe können durch Abwechslung im Futter genügend aufgenommen werden. Ändern sich aber die Lebensumstände des Tieres, kann es sehr sinnvoll sein, wenn Futterzusätze in Form von natürlichen Vitaminen hinzu kommen. Hierbei sollte immer die Pflanze im Produkt enthalten sein. Auch isolierte Pflanzenextrakte bergen Risiken. Die Vitamine sollten also in der natürlichen Form vorliegen.
Synthetische Vitamine können in einzelnen Fällen therapeutisch sinnvoll sein. Zur Dauergabe sind sie unserer Meinung nach nicht geeignet.
Quellen:
Stellungnahmen der Gesellschaft für Vitaminforschung
Doktorarbeit an der Uni München 2009 von Valerie Gertrud Senger
Verbraucherzentrale NRW von 2009
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