Man glaubt es nicht, verdient Ihr denn immer noch nicht genug?
Letztes Jahr ging es schon einmal durch die Medien. Mit der Corona-Pandemie traten so viele wichtige Themen in den Hintergrund. Angefangen bei den nicht zu übersehenden Klimaveränderungen bis hin zu massiven Aufkäufen von Tierarztpraxen und Tierkliniken durch die beiden “Global Player” Mars und Nestlé.
Damit, dass es auf dem Tierfuttermarkt (und nicht nur da) eine große Menge verschiedenster Produkte von diesen Industrie-Riesen zu finden sind, hatten wir uns schon abgefunden. Immerhin konnten wir dem entgehen, indem wir die Mahlzeiten unserer Hunde selbst zubereiten.
Nun sieht es aber so aus, als ob wir beim nächsten Gang in eine Tierklinik auf Mars oder Nestlé stoßen. Grundsätzlich können wir dort die Futterangebote auch ablehnen. Ist ja nicht schwierig! Einfach höflich, nein danke, sagen! Aber die Befürchtung liegt nahe, dass hier, wie bei allem was Geld einbringen soll, die Tiermedizin nach der Wirtschaftlichkeit und nicht nach dem Bedürfnis des Tieres ausgewählt wird.
Der selbstständige Tierarzt wird mit seiner Praxis natürlich auch Geld verdienen wollen. Aber normalerweise steht das Tier im Vordergrund! Da geht man auch mal mit 20,00 Euro nach Hause! In einer Klinik von Anicura (Mars) oder Evidensia (Nestlé) passiert das nicht! Da wird stark darauf geachtet, dass es sich gelohnt hat, Ihren Hund zu behandeln.
Wie konnte das passieren? Vor Kurzem sprach ich mit einem jungen Tierarzt über seine Praxis. Er macht seinen Job sehr gerne. Er kommt auch zu komischen Zeiten (Samstag Abend im Advent). Aber er jammert auch ein bisschen: Es werden immer weniger Kollegen, die Abend- oder Nachtdienste übernehmen. Auch an Feiertage ist es schwer, Absprachen zu treffen. Und 24/7 ist halt sehr, sehr anstrengend. Da muss man schon sehr viel Freude am Beruf haben.
Das haben halt nicht mehr ganz so viele junge Tierärzte. Eine geregelte Arbeitszeit ist schon toll. Die Familie freut sich auf jeden Fall. Daran ist auch nichts Verwerfliches. Aber die ganz normale Gemeinschaftspraxis gibt das auch her. Man muss sich deswegen nicht aufkaufen lassen!
Aber die Gründe sind bestimmt vielfältig und ich möchte hier niemanden verurteilen. Trotzdem denke ich, wir sollten alle die niedergelassenen kleinen Tierarztpraxen unterstützen und uns nicht von den großen Kliniken ködern lassen.
Hey,
das lese ich gerade zum ersten mal. Krank, wie wir mal wieder mit ansehen können, wie die Geld- und Machtgier der Global Player uns nach und nach alle einnimmt! Das macht mir Angst!
LG Julia
Ja, ist wirklich gruselig. Und das geht alles so lautlos, dass es nur durch Zufall bekannt wird. Herzliche Grüße Eva-Luise Schilling
Tierarzt war für mich immer ein Beruf für Idealisten. Die sind scheinbar in den hier in Rede stehenden Kliniken und Praxen abhanden gekommen. Wenn ich nicht mehr tue und verschreibe, was dem Tier optimal hilft, sondern das, was mir Mars oder Nestlé als das Lukrativste vorgeben, wie kann ich dann an meinem nun gesicherten Wochenende noch zufrieden mit mir und meinem Berufsethos in den Spiegel schauen?
Vielen Dank für die Übersicht! Mein Tierarzt hat mich neulich erst auf diese Problematik aufmerksam gemacht. Ich finde es interessant, dass Firmen so weit gehen, um ihre Produkte auf dem Markt zu verbreiten. Ich bin jedenfalls froh, eine von diesen Firmen unabhängige Tierarztpraxis zu haben!